Das Schlimmste, dass ihm, dem alten Antiquar, der Tag für Tag, nicht selten bis in die Nacht hinein, an seinem Schreibtisch, eingerahmt zwischen überfüllten Bücherregalen, sodass er selbst kaum auszumachen war, saß, widerfahren konnte, war nicht etwa, dass die Kunden seinem Laden, der längst zur unverzichtbaren Institution der kleinen Stadt, in der er sich befand, wurde, fernblieben. Das Schlimmste war, dass er sich unter Umständen trennen musste von einem der Bücher seines handverlesenen Sortiments, das er liebevoll, nahezu väterlich verwaltete. Die Vorstellung, es könnte in Hände fallen, die es nur lasen. Die es nach Gebrauch achtlos in irgendwelchen Schränken verwahrten, es gar befleckten, einfach, seinen Wert missachteten, war ihm unerträglich.
Es hätte ihn längst nicht mehr gegeben, den Alten und seinen Laden, wäre ihm nicht der wohlwollende Beistand großzügiger Gönner zuteil gewesen, die ihm und seinen Büchern die verdiente Existenz sicherten.
"Ohne das Gefühl der Zugehörigkeit zu den Bedrohten wäre ich ein sich selbst aufgebender Flüchtling vor der Wirklichkeit." Jean Améry