Samstag, 28. Juni 2025

Gedanken über soziales Netzwerken

"In der Soziologie bezeichnet soziales Netzwerk ein Netzwerk zwischen mehreren Personen, das als wechselseitiges Interaktionsgeflecht abgebildet wird"


Die Realität:

Sie sagen, es wird immer schwieriger,  in unserem Alter zu finden. Auf einander aufmerksam zu werden. Nutzen zu diesem Zweck die sogenannten sozialen Netzwerke, Partnerportale, die mittels Fotos und Erfolgsstorys  glücklicher Menschen ein Idyll versprechen, dass vordergründig dem kommerziellen Charakter dieser Portale dient. Sie hoffen, Aufmerksamkeit zu erlangen durch mehr oder weniger kreativ gestaltete Selbstdarstellungen. Suchen anhand aufgelisteter Interessen und Eigenschaften des anderen nach Übereinstimmungen, anhand derer sich eine Art anfängliche Sympathie ergibt.

Die Alternative:

Er saß am Nachbartisch, ihr schräg gegenüber. Trank seinen Kaffee, las die Zeitung. Er war auffallend gut gekleidet. Anhand der Bestellung, die er der Bedingung aufgab, erkannte sie eine ansprechende Stimme.Ein mildes, aber charmantes Lächeln, mit dem er die Freundlichkeit seiner Bestellung nach einen Stück Kuchen ergänzte. Als er seinen Blick zur Zeitung zurücklenkte, trafen sich ihre Blicke. Das Lächeln, ein leichtes Kopfnicken, galt nun ihr. Als aufmerksame Beobachterin  blieb es ihr nicht verborgen, dass er die Zeitung nicht mehr mit derselben Konzentration las wie zuvor.  Seine rechte Hand trug keinen Ring. Jetzt musste etwas erfolgen. Eine Art Offensive ihrerseits? Seinerseits? „Verzeihen sie, darf ich sie auf einen Kaffee einladen?“ Die Worte trafen sie fast unvermittelt, als sie sich in Gedanken verstieg, die nie der Realität hätten entsprechen können. Und doch geschah es...

Resümee

Keine Barriere eines kleines elektronischen Gerätes, mittels dessen man glaubt, der Welt und ihren Ereignissen näher zu sein. Die tatsächlich aber die Kluft zwischen den Menschen immer größer werden lässt. Nur das, was von dem Menschen selbst ausgeht.  Das ausgeht und empfangen wird durch mentale Wahrnehmung. Keine Listen, die man abarbeitet nach etwaigen Berührungspunkten und Merkmalen, die einem behagen oder eben nicht. Einfach nur das, was wir im Augenblick fühlen. Das Unerklärbare, das nicht unablässig nach Antworten sucht. Antworten, die in uns selbst liegen.

 

 

 

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Dienstag, 24. Juni 2025

Gedanken zum zivilen Ungehorsam.

Sie können Gesetze schaffen, die uns heißen, in ihrem Namen in den Krieg zu ziehen. Können uns befehlen, in blindem Gehorsam die Waffen auf Menschen zu richten. Zu töten. Sie können uns aber nicht zwingen, diesem Gehorsam nicht zu entsagen. Zwingen, keinen Widerstand zu leisten. Die Waffen nicht niederzulegen Dem Nächsten, sie nennen ihn Feind, nicht die Hand zu reichen.

Sie verweisen auf das Pfand, das wir dem Staate schulden. Schulden wofür? Das jene, die durch das Wohlwollen des Souveräns in Amt und Würden gelangten, dieses Privileg schamlos missbrauchen?
Mein Appell richtet sich an jeden, der willens ist, sich zum Geschöpf einer menschenverachtenden Politik zu machen. Sich für diese Politik in Dienst zu stellen im Handwerk des Tötens. Ich werde mich keinem Gesetzt unterwerfen, dass mich zwingt, gegen meine persönliche Überzeugung im Sinne einer Globalen humanistisch, sozialen Gesellschaftsordnung zu handeln.

Ein Politiker, der sich nicht versteht auf die hohe Kunst der Diplomatie, ist für diese Position unqualifiziert.
Ich werde keine Gewalt ausüben im Sinne meiner Ideale. Schlage sie nicht mit Rohheit und Drohgebärden. Ich werde meine Hand nicht erheben, noch die Faust in der Tasche ballen. Ich werde der Dummheit mein eigenes Beispiel entgegenstellen.
Und kostete es mich meine Freiheit.


Sonntag, 25. Mai 2025

Eiszeit

Man denkt darüber nach, mittels KI-unterstützter Personenüberwachung im öffentlichen Raum, Verhaltensauffälligkeiten schneller zu erkennen, entsprechend handeln zu können und auf diese Weise Straftaten und Übergriffigkeiten zu verhindern. Dies stellt für mich keinen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit dar. Das ist für mich die blanke Hysterie. Der Überwachungs- respektive Polizeistaat in Vollendung.

Was wertet man denn als Verhaltensauffälligkeit? Ein Mann greift sich im Menschengemenge in die Manteltasche. Scheint etwas hervorzuholen, lässt dann aber von seinem Vorhaben ab, um im nächsten Augenblick erneut in die Tasche zu greifen. Er schaut sich auffällig oft um, wirkt verunsichert. Tatsächlich handelt es sich um einen Reisenden, der sich nach der Anzeigetafel im Bahnhof umschaut, seinen Zug zu versäumen fürchtet, nach seinem Telefon in der Tasche greift.  Statt im Zug, findet er sich wenig später in einer Polizeikontrolle wieder. Zug verpasst.  Ein Opfer, das man bereit sein muss zu leisten im Dienste der Sicherheit.
Bei aller Tragik der Ereignisse, die sich vor wenigen Tagen im Hamburger Hauptbahnhof zutrugen - eine nachweislich psychisch gestörte Person sticht wahllos auf Menschen ein. Verletzt zwei Menschen schwer, sechzehn weitere erleiden leichtere Verletzungen.  Solche Dinge geschehen in der Öffentlichkeit. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, warum geschieht es? Woraus resultiert solch ein Verhalten?  Was liegt dem zugrunde. Ein namhafter Jurist, bekannt durch zahlreiche Publikationen und Fallanalysen, sagte einmal: „Jeder Täter war irgendwann einmal Opfer.“ Eine Aussage, die weitgehend Unverständnis hervorruft. Ein Täter, gleich wessen er sich schuldig macht, hat die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Weggesperrt zum Zwecke des Schutzes der Öffentlichkeit, Die einfachste Formel. Vor allem eine, mittels der wir uns selbst aus der Verantwortung stehlen.
Gleichermaßen aber auch die wirkungsloseste, glaubt man Statistiken, die die nachhaltige Wirksamkeit von Strafen als abschreckende Maßnahme in Frage stellen.
Für mich beginnt die Verhinderung von Straftaten an ganz anderer Stelle.  In der Bedeutung und Umsetzung eines Begriffes, der im heutigen Sprachgebrauch kaum mehr Anwendung findet, und wenn, bestenfalls darin, dass wir den Mangel dessen bei anderen erkennen. Nicht aber bei uns selbst. Die Rede ist von einer funktionierenden Solidargemeinschaft. Verantwortung füreinander. Einander sehen und erkennen, was geschieht. Was ich tun kann, Wie ich Hilfe leisten kann.

Vielleicht sollte man Überwachungsmechanismen für so etwas entwickeln. Mechanismen, die erkennen, ab wann ein Mensch sein Menschsein verliert in dieser Abwärtsspirale aus stetem Wettbewerb, Konsumterror und künstlich generierter Angst, die wir als solche kaum erkennen.

Freitag, 2. August 2024

Für Klaus

Irgendwie war unsere Zeit eben unsere Zeit. Nicht, weil man das Leben noch vor sich hatte. Soweit dachten wir gar nicht. Wie waren mehr jetzt als morgen. Glaube ich.

Wir hatten keine Handys und kein Internet. Wie hatten billigen Rotwein und Baccardi. Wir hatten Angst vor Atomkrieg und Tschernobyl. Selbst die Angst war konkreter. Überschaubarer. Berechenbarer. Wir verstanden aus wenig etwas zu machen, das wir dann als Lebensqualität empfanden, ohne das Wort zu kennen. Wir verliebten uns alle paar Woche in ein anderes Mädchen. Alle paar Wochen für immer. Der Feind war das Establishment. War, politisch gesehen, das, was in den täglich Nachrichten zweier Fernsehprogramme über die Bildschirme der Röhrengeräte, Schwarz/Weiß, flimmerte. Nena sang ihren visionären Hit von 99 Luftballons und keiner verlor einen Gedanken daran, dass so was mal von so was kommen kann. Es war irgendwie ... anders. Mancher, Anarchie in sich spürend, sich Gedanken machend, radikalisierte sich. Oder doch nur der Radikalisierung, des offenen Protestes halber? Klaus besetzte Häuser in der Hafenstraßen. Andere machten kaputt, was uns kaputt machte.

Wie anderen waren einfach nur cool, ohne jeden ideologischen Gedanken.

Holger war der erste, der ein Mofa besaß. Morgen war so weit weg. Morgen war bestenfalls die nächste Klassenarbeit. Der nächste blaue Brief an die Eltern, wenn es mal wieder schief ging. Morgen war die nächste Standpauke des Alten, der es gut mit uns meinte und in diesem Meinen gern auch mal zuschlug. In der Öffentlichkeit kursierte der Begriff der Null-Bock.Generation. Jugendarbeitslosigkeit. Perspektivlosigkeit.

Manchem schien der Dienst an der Waffe, der Pflichtwehrdienst bei der Bundeswehr, der rettende Anker vor der gänzlichen Verwahrlosung, um beim Jargon der Alten zu bleiben.

Mobilmachung gegen die Bedrohung aus dem Osten. Gegen den Klassenfeind, aus westlicher Perspektive. Machten wir uns wirklich Gedanken? Wir waren nicht politisch. Wir rissen unsere 15 Monate ab. Mit Spindluder und Maßband an der Stubentür. Wir lernten Händchen an die Mütze halten und den Mund zu halten. Ließen uns scheuchen von bellenden Vorgesetzten, ihrerseits selbst oft genug gescheitert an der zivilen Wirklichkeit, die wir noch vor uns hatten. Übten in Reih und Glied zu marschieren, Waffen reinigen und Schießen. Drei Schuss auf dem Schießstand genügten für den Grundsatz, in diesem Leben keine Waffe mehr in die Hand zu nehmen. Wir taugten nicht zum Patrioten. Wir waren nichts und niemand, im besten Wortsinn. Waren aus Sicht der Vorgesetzten der Grund, an dem dieses Land scheitern würde in seinem entschlossenen Kampf gegen den Bolschewismus, wenn man sich dieser Formulierung auch nicht mehr bediente. Irgendwie fühlte ich mich nicht bedroht.

Ich glaube, wie boten in unserer Unbedarftheit noch keine Projektionsfläche für Hass, für Kampfbereitschaft und erst recht nicht für die ungeheure Disziplin, die man uns durch das Antrainieren sorgfältig gemachter Betten vermitteln wollte. Trugen in uns keine hündisch devote Bereitschaft, diese unter gewissen Umständen jeder Zeit abrufen zu können. Sahen im Dienst in der Armee nicht die Glückseligkeit, die man heute in den Gesichtern derer lesen kann, die von den großformatigen Werbeplakaten mit mörderischen Waffen in der Hand keinen anderen Sinn im Leben zu sehen scheinen, als für dieses Land wieder in den Krieg zu ziehen.

Wie wollten einfach nur leben.

Mit dem Mofa oder dem ersten Opel Manta, auf dem Beifahrerseite die blonde Perle, den Tag unser sein lassen. Wie waren die goldenen Reiter auf dem Weg in die Nervenklinik vor den Toren der Stadt. Der Zukunft.

Heute schauen wir aus der Perspektive unserer eigenen Erinnerungen auf die Jugend und gelangen zu der Erkenntnis, dass es etwas Tröstliches in sich birgt, nur noch über einen verhältnismäßig überschaubaren Rest an Lebenszeit zu verfügen.