Natürlich birgt es eine
gewisse Widersprüchlichkeit, einerseits das Internet, die sozialen
Netzwerke, wie auch in Form dieses Blogs, zu nutzen, sich
andererseits aber gegen sie auszusprechen. Und im Grunde genommen
will ich es auch nicht betont negativ darstellen. Nur möchte ich zur
Vorsicht gemahnen, denn diese ist allemal geboten. Bereits 1962
stellte der Philosoph und Medientheoretiker Marshall
McLuhan in seinem Buch „Die
Gutenberg Galaxis“ seine Vision eines weltumfassenden Medialen
Netzwerkes dar, die er im folgenden Werk „The Global Village“ zur
Perfektion ausführte. Menschen, ich nennen sie Visionäre, wie
McLuhain gab es viele. Ich erinnere an Georg Orwell, an Aldous Huxley
und manch anderen, in deren Vorstellungsvermögen das entstand, was
wir längst erleben. Natürlich hat es sein
Gutes. Die Welt ist zusammengerückt. Medial. Virtuell.
Kommunikation, Datentransfer mit den entlegensten Gebieten der Erde
sind in Sekunden möglich. Die Wirtschaft, der Handel wäre ohne das
Internet heute nicht mehr denkbar. Die Vermittlung von
wissenschaftlichen Erkenntnissen, Lerninhalten aller Kategorien und
Sachgebiete will niemand mehr missen. Unterhaltung und Zerstreuung,
ob auf höchstem Niveau oder aus den Tiefen der Geschmacklosigkeit,
stehen uns uneingeschränkt und im kaum zu erfassenden Maß ins Haus.
In der Recherche zu diesem Beitrag habe ich mir die Mühe gemacht,
nach dem Begriff „Gefahren durch das Internet“ zu googeln. Ich
mag diesen Begriff übrigens nicht, nachdem er nun aber selbst im
Duden seinen Platz gefunden hat, werde ich mich ihm kaum mehr
erwehren können. Wie auch immer. Beiträge zu diesem Begriff weisen
vordergründig und nahezu ausschließlich auf mögliche Gefahren für
Kinder und Jugendliche hin. Was die Nutzung dieses Mediums für
Erwachsene, irrtümlich gern als vernunftbegabten Teil der
Menschheit dargestellte Personen, beinhaltet, findet kaum Erwähnung.
Mich erinnert die
Erfindung bzw. Entwicklung des World Wide Web gern an Menschen wie
Alfred Nobel, der das Dynamit erfand um die Menschheit nachhaltig zu
befrieden. Er setze auf den Faktor Vernunft. Wird der Mensch erst
erkennen, welch verheerende Wirkung dieser Stoff habe, wird er ihn
kaum mehr für das vernichtende Werk des Krieges einsetzen, wird er
am Ende zur Erkenntnis der Sinnlosigkeit des Krieges gelangen. Was
aus diesem Gedanken wurde, wissen wir alle. „Die Geister, die ich
rief…“ Es entartete vollkommen. Es nahm Dimensionen an, die kaum
mehr zu kontrollieren waren. Dimensionen apokalyptischen Ausmaßes. Ich bin weder auf dem
Gebiet der Neurowissenschaft noch der Psychologie bewandert. Bin aber
der Ansicht, dass die menschliche Auffassungsgabe begrenzt ist.
Zumindest die Fähigkeit des differenzierten Denkens angesichts der
Medienflut, die uns beinahe 24 Stunden täglich erreicht. Mit dem
Einschalten des Radios, des Smartphone am Morgen beginnt es. Mit dem
Ausschalteten des Fernsehers, des Computers an Abend endet es. Ich
denke, ab einer gewissen Präsenz dessen, was uns medial geboten
wird, schlucken wir nur noch, ohne zu kauen. Besonders aber, ohne zu
schmecken, Ohne wahrzunehmen. Ein namhafter Politiker hat es
kürzlich so dargestellt: Ihm ist daran gelegen, möglichst früh am
Tage, wenn die Nutzungsfrequenz der User am größten ist, seine
Tweets und Beiträge, möglichst auf wenige Worte beschränkt,
abzusetzen. Somit findet er den ganzen Tag lang statt.
Es ist wie
das Lied, dass man frühmorgens beim Zähneputzen im Radio hört, das
man den ganzen Tag nicht loswird. Dies zu erkennen, bedarf es keiner
wissenschaftlichen Analysen und Erkenntnisse mehr. Dies erkannt
haben längst die Wirtschaft, die Werbeindustrie und nicht zuletzt
die Politik. Und an dieser Stelle bin ich wieder beim Dynamit des
Alfred Nobel und der Gefahr des undifferenzierten Denkens, der Gefahr
der Unvernunft.
Positive Kräfte und
Bewegungen haben die sozialen Netzwerke genutzt, ihre Inhalte zu
vermitteln. Für ihre Ideen zu werben. Zu nennen in jüngster Zeit
sind Institutionen wie friday for future, Sea-Watch und mache andere.
Bewegungen, die dieses Maß an Aufmerksamkeit und Solidarität nicht
erlangt hätten ohne das Netz. Wie aber können wir noch
unterscheiden zwischen gut und böse? Eine unüberschaubare Zahl von
Netzzeitungen mit den abenteuerlichsten Namen und in wachsender Zahl,
dringt in unser Bewusstsein. Organe, deren Pseudo-Berichterstattung
ausschließlich der Meinungsbildung bildungsferner Konsumenten gilt.
Was ist Wahrheit, was ist
Lüge, was ist bewusst und gezielt gesetzte Manipulation die nichts
anderes im Schilde führt als Irreführung bzw. Infiltrierung für
krankhafte und sinnentleerte bis zivilisationszersetzende Ideologien,
wie wir sie aus den rechten politischen Lagern seit geraumer Zeit
präsentiert bekommen? Inhalte werden auf primitivste Weise
vermittelt. Vertrauen erschlichen. Mit Angst und Lüge, angereichert
durch geschickte Rhetorik als probates Mittel, werden wir gefügig
gemacht.
Für all dies bietet das
Internet den fruchtbarsten aller Böden. Zum Zeitpunkt, da ich diesen
Artikel schreibe, umfasst das Netz rund 1 Milliarde Internetseiten.
Eine Zahl, die sich nach gegenwärtiger Prognose um rund 50 Millionen
Seiten jährlich erhöht. 144 Milliarden Emails werden pro Tag
verschickt. 1,2 Milliarden Menschen nutzen alleine Facebook. 450
Million weitere Nutzer Twitter. Was für ein Potential für die
selbst ernannten Wohltäter der Menschheit, nach denen unsere
Gesellschaft so fiebert? Was diesen Kräften, die
diese Zahlen für sich und ihre verwerflichen Ideologien nutzen, in
die Hände spielt, ist die Dummheit oder auch die Bequemlichkeit,
wachsam zu sein. Dabei genügt es, überlegt zu handeln, sich um
Objektivismus, Sachverstand und eine Spur Menschlichkeit zu bemühen,
um ihre hohlwangigen Phrasen zu entkräften.
Dann haben sie keine
Chance. Die Kräfte, denen es um nichts anders geht als um Eitelkeit,
Machtgewinn und unermessliche Gier um jeden Preis, niemals aber um
das Wohl einer befriedenden Weltgemeinschaft,