
Ich sprechen den
Soldaten der Deutschen Wehrmacht keine unmittelbare Schuld zu.
Sie
beriefen sich stets, und tun es noch heute, auf ihren
Befehlsnotstand. Doch mittelbar tragen auch sie Schuld an dieser
Zweitauflage der Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Vor einigen
Jahren löste eine Ausstellung, initiiert von J.P. Reemtsma,
bundesweit Empörung, nicht nur bei den noch lebenden ehemaligen
Soldaten der Armee des NS-Staates aus. Unter dem Titel "Verbrechen
der Wehrmacht" zeigte diese Ausstellung erstmalig, dass es mit dem Heldenstatus
nicht
weit her war. Heute, 74 Jahre nach Ende des Krieges, haben wir
wieder Kräfte in unserem Land, die an das Heldentum der
Wehrmacht
glauben. Zitat: Alexander Gauland: „Die Franzosen haben ihren
Kaiser, die Briten Winston Churchill. Wir haben das Recht,
stolz zu
sein auf die Leistung der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg.“ Im
Subtext bedeuten dies nicht mehr und nicht weniger, als dass wir
auf
Adolf Hitler mit Stolz zurückblicken könnten.
Mit
dem 8. Mai 1945, mit der Unterschrift auf der
Kapitulationsurkunde in Berlin Karlshorst, kursierte vor allem ein Satz durch alle
Schichten
der Bevölkerung. „Wie haben von all dem ja nichts gewusst.“ All
derer, die nichts gewusst haben, gedenke ich nicht an diesem
Tag. All derer nicht, die 15 Jahre zuvor
den Weg ebneten für eine Ideologie, die jeder Form menschliche
Regung entbehrte. Nicht derer, die bereits seit 1923 „nicht wussten,“ obschon es
für jeden schwarz auf weiß geschrieben stand in dem Fanal jener
Zeit, "Mein Kampf", das millionenfach in den Regalen der
deutschen
Haushalte stand.
Den
Nationalsozialismus hat es mit dem Zeitpunkt des
Inkrafttretens
der Kapitulation am 08.05.1945 – 00:00 Uhr nicht mehr geben.
Hat
es augenscheinlich nie gegeben, wäre es nach der Haltung vieler
Deutscher gegangen. Ausgelöscht in den Köpfen. Ausgelöscht aus
dem
Gedächtnis einer Nation. Die Adenauer Regierung hat Ihren Teil
dazu
beigetragen. Beispielgebend hierfür steht der gesamte
Justizapparat, der zu 80% aus z.T. hochverdienten Honoratioren
der
NSDAP sowie Juristen, die Blut an den Händen hatten, bestand.
All ihrer gilt mein Gedenken nicht. Ich gedenke der wirklichen Opfer dieser Jahre. Und ich gemahne mit Nachdruck, dass die heutige und die kommende Generation wachsamer sein soll gegen aufkeimende Tendenzen der Gewalt, der Unterdrückung, der Stimmen von rechts, deren Vertreter, wie vor drei Generationen schon, ihren krankhaften Geist in Form von Hassreden, in Form von Inszenierungen, mit denen sie das Deutschtum wieder über alles in der Welt stellen wollen, unters Volk mischen. So hat es einst begonnen und jeder halbwegs vernunftbegabte Geist weiß, worin es endete. In Gedenkveranstaltungen nämlich an 50 Millionen ausgelöschter Menschenleben.