Montag, 1. April 2019

Verweile doch...

Ich kenne ihn gar nicht. Habe ihn nie gesprochen, geschweige denn, mit ihm telefoniert oder gar getroffen. Sie hat den Kontakt zwischen uns hergestellt. Tat es auf meine Bitte hin. Ich brauchte jemanden, der mich berät in dieser unsäglichen Geschichte, um die es hier aber gar nicht gehen soll.
Jeder Kontakt zu ihm fand über sie statt. Eines Formulars bedurfte es, das mir per Mail zuging. Das ich, versehen mit meiner Unterschrift, zurücksenden möge. Und an dieser Stelle beginnt es. 
Das erste, was ich von ihm hörte, wiederum von ihr, aus seinem Mund an mich gerichtet: „Wer unterschreibt denn noch auf diese Weise? Das tun doch bestenfalls Menschen, die mit Füllfederhalter schreiben. Statt einer flüchtig dahin gekritzelten Signatur den vollständigen Namen.“ Ich nahm es als Kompliment, das ich gleichermaßen erwiderte, ob seiner Wahrnehmung, dies zu erkennen.

Wenn ich lese, dass die Handschrift oder überhaupt die Fähigkeit schön zu schreiben, die zu meiner Schulzeit sogar noch im Zeugnis Bewertung fand, immer mehr versandet, weil das Gefühl, einen Stift in der Hand zu führen, weil das Kratzen einer Feder auf dem Papier immer mehr ersetzt wird durch das seelenloses Geklapper einer Coumputertastatur. Buchstaben, aus einem elektronischen Impuls heraus auf einem flimmernden Monitor erscheinen, statt im Fluss eines individuellen Schriftbildes, das vielleicht die Charakteristik des Schreibenden abbildet, dann weiß ich, warum ich mir diesen schrulligen Anachronismus leiste.
Ich sehe mich wahrlich nicht als Fortschrittsverweigerer, der jeder Neuerung kritisch bis ablehnend gegenübersteht. Aber angesichts der immer rasenderen Geschwindigkeit des rotierenden Rades der Zeit, angesicht der immer mehr der Bedeutungslosigkeit anheim fallenden Traditionen, worunter auch und im Besonderen der handschriftlich verfasste Brief fällt. Angesichts auch der ungeheureren Geschwindigkeit, mit der das Wort an Gültigkeit verliert, weil Berichte, Meldungen etc. bereits im Verfassen an Aktualität verlieren , setzt dieses Gewohnheit für mich selbst ein Zeichen, im Augenblick zu verweilen.

So wie für diesen Moment, da ich in meinem Café sitze, auf der Rückseite eines Werbeprospekts, inspiriert durch das Getriebe meiner Umgebung diese Gedanken niederschreibe, nichts tue, außer im besten Sinne des Wortes wahrzunehmen, um irgendwann schließlich zu Hause, mittels Computerprogramm niederzuschreiben, was dem Innersten meines Seins entspricht.


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