Kritik am Artikel:FAZ vom 22.03.2019
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Jahre Frieden in Deutschland. Im geteilten Deutschland. Die
Wirtschaft wächst. Man leistet sich wieder etwas. Man ist wieder
wer. An die Ereignisse der Vergangenheit mag man sich nur ungern
erinnern. Gewusst hat sowieso niemand etwas. An Aufarbeitung der
jüngsten Geschichte, die von Historikern später
als Zivilisationsbruch bezeichnet wird, denkt niemand. Gäbe es da
nicht einen Mann, der den Finger in die unter der Oberfläche
eiternden Wunden legt. Einen Mann, dem nicht genug Ehre zu Teil
werden kann. Einen Mann, der entgegen aller Widerstände von
höchster Stelle der Adenauer Regierung, der so sehr an der
Verjährung der schlimmsten Verbrechen derer eine Nation sich
schuldig machen konnte, die in ihren Reihen nicht wenige namhafte
Größen der NS-Diktatur, zu nennen nur Hans Globke oder Reinhard
Gehlen duldete, doch auch von Seiten der Bevölkerung die sich
längst eingerichtet hat in einem Trugbild von von Zuckerwatte und
Urlaub an der Adria, während zehntausenden Überlebenden der, lt
eines Artikels des Tagesspiegel vom 03.03.2013, 4200
Konzerationslagern allein auf deutschen Boden, auf Sühne hofften,
ein Zeichen setzt.
Dieser
Mann, Fritz Bauer, sein Engagement, sein unermüdliches Bemühen um
Recht und Gerechtigkeit, wird in einem Artikel der FAZ vom 22.03.2019
auf eine derart perfide Art und Weise verunglimpft, dass die allein
angemessene Reaktion hierauf nur Empörung sein kann. Der Autor des
Artikels spricht von Überhöhung des Namens. Wenn er zu Beginn
seines Artikels auch davon spricht, dass Bauer dies nicht nötig
hätte, wenn er auch die Tragweite des Schaffens dieses Mannes im
positiven Sinne erwähnt, so grenzen seine weiteren Ausführungen
doch an Spott. Zitat: „Ein Höhepunkt dieser erzählerischen
Zuspitzung ist nur die Verleihung des Awards for Ethical
Leaderspip...“ Weiter spricht er dem Widerstand, dem Bauer sich in
seiner Arbeit ausgesetzt sah, die Glaubwürdigkeit ab, führt er
Bauers Verdienste um die Verhaftung Adolf Eichmanns adabsurdum. Und
als wäre dies nicht genug, stellt er die Ereignisse um Fritz Bauer
als ein Heldenepos dar, dem die Realität in keiner Weise entspricht.
Dieser
Artikel fällt in eine Zeit, in der wir machtlos ertragen müssen,
wie rechte Kräfte in der Gesellschaft ihren Platz behaupten. Wie
sie die Auswüchse einer augenscheinlich krankhaften Weltanschauung
mittels faschistoider Rhetorik in den Parlamenten dieses Landes
verbreiten. Wie die, bei denen ihr Gift längst Wirkung zeigt, auf
öffentlichen Kundgebungen, in sozialen Netzwerken und anderenorts,
offen zu Hetzte, Rohheit und tätiger Gewalt aufrufen. Jede Form des
Widerstands, jedes Gegenargument wird mit Hohn und Spott belegt.
Berichterstattung der Medien als Lügenpresse diffamiert. Bild- und
Videomaterial, das Gewaltexzesse, Hetzjagden gegen ethnische
Minderheiten, zeigt, zu nennen sind hier die Auswüchse in Chemnitz,
Freital, und anderen Orten, wird als manipuliert und als
antifaschistischer Propaganda bezeichnet. Antifaschismus,
Gutmenschentum sind wieder Schimpfworte.
Im
Bundestag, dem Ort, der als Symbol auch für das steht, was die
europäische Zivilisation in den Abgrund führte, wird von ihnen
gemahnt, das Andenken an die Verdienste der Wehrmacht im 2. Weltkrieg
zu wahren. Wird eine deutliche Umkehr in der Erinnerungskultur an
die 50 Millionen Toten des Krieges, insbesondere die Opfer der
Vernichtungsmaschinerie in den Lagern, verlangt.
Und
die Presse trägt mit derartigen Artikeln hierzu bei. Es ist
beschämend, wenn nicht erbärmlich und widerwärtig.