Dass
Kinder im pubertierenden Alter auf der Suche nach der eigenen
Identität zum Teil sonderbar anmutende Selbstversuche unternehmen,
stellt an sich keine Besonderheit dar. Die 16 Jährige Nina, Spross
einer neoliberalen, atheistischen Patchworkfamilie, die jede Form
religiöser Gedanken für ausgemachten Schwachsinn befindet, bildet
hier keine Ausnahme. Nina konvertiert zum Islam und dies, in der
Auslegung seiner Ausübung konservativsten Form. Von einem Tag auf
den anderen trägt sie Schleier und Kopftuch. Hält sich akribisch
an religiöse Regeln. Zelebriert die im Koran vorgeschriebenen
Gebetsregeln und Rituale. Stellt ihre Ernährung nach den Vorgaben
Halal und Haram um. Ändert Ihren Namen. Ihre Umgebung reagiert
entsprechend mit Unverständnis, Verzweiflung und Spott.
Vielleicht
sollte man diesen Film als das verstehen, als das er gemeint ist. Als
bittersüße Satire, die niemanden verletzten will. Dennoch
überschreitet er sehr deutlich die Grenzen des guten Geschmacks.
Dies, in dem er die Intoleranz einer antireligiösen Haltung
gegenüber einer konservativ religiösen deutlich herausstellt. Dies
tut er, in dem er jede andere Einstellung neben der der Familie,
stellvertretend für die Ansichten weiter Teile unserer Gesellschaft,
als lächerlich darstellt.
Der
Film fällt in eine Zeit der kontroversen Debatte über
Kopftuch-Verbote, über die Beschneidung des Rechts der freien
Religionsausübung, über Ausgrenzung in der Öffentlichkeit und am
Arbeitsplatz, über Verschleierungsverbote, wie sie in einigen
Ländern bereits unter Androhung empfindlicher Geldstrafen ausgeübt
werden.
Er
fällt in eine Zeit, in welcher der Islam aus manchem politischen
Lager als immerwährende Gefahr stigmatisiert wird. Eine Zeit, in der
kopftuchtragende Frauen pauschal als unterdrückt, in der
verschleierte Frauen als Bedrohung betrachtet werden, in der
Zuwanderer aus Islam geprägten Nationen z.T. unter Generalverdacht
gestellt werden, sie könnten die Werte unserer westlichen
freiheitlichen Grundordnung radikal unterwandern. Eine Zeit, in der,
vorangetrieben durch rechtsnationalistische Parteien und
Gruppierungen, Begriffe wie Überfremdung, Islamisierung,
Radikalisierung kursieren und somit gezielt Verunsicherung und Angst
verbreiten.
Zitat:
Die Spiegel
„Das
Szenario dieser Verschwörungstheorie ist bedrohlich: Der Islam
breitet sich angeblich in Europa aus und stülpt der
christlich-westlichen Gesellschaft eine fremde, barbarische Kultur
über“
Der
Film wäre weniger brisant, stellte er zu der Negativhaltung der
Familie ein deutliches Gegengewicht dar. Zwar geschieht dies in der
Darstellung einer Art Solidarität der Altersgenossen Ninas. Es wird
deutlich, dass keinesfalls ausschließlich religiöse Überzeugung
das Motiv ihres Handelns ist, sondern vielmehr der Schulterschluss
mit einer Mitschülerin, die aufgrund des Kopftuchs Ausgrenzung
innerhalb der Schulgemeinschaft am eigenen Leibe erfuhr, doch reicht
dies für mein Empfinden nicht.
Kurz
gesagt, der Islam wird herunter gebrochen auf eine konservative,
mittelalterliche Rituale praktizierende Religion und dies mit
Elementen der Standup Comedy, also ins Lächerlich ziehenden Art und
Weise.