Noch bevor sie am Morgen öffnen, steht sie wartend vor der gläsernen Schiebetür. Wenn sie die Bibliothek am Abend verlässt, ist sie meist die letzte, die den gläsernen Bereich passiert. Die Bibliothek ist ihr Zufluchtsort. Ihre Trutzburg gegen die Welt jenseits der Bücher. Lesend jedoch sieht man sie kaum. Bisweilen liegen Bücher sorgfältig gestapelt auf dem Tisch, den sie bald nach ihrem Erscheinen einnimmt. Den sie eben durch Bücher kennzeichnet vor weiteren Nutzern der Einrichtung. Kennzeichnet für die Dauer ihres Aufenthaltes. Hin und wieder sind es zudem eine Auswahl Zeitschriften und Magazine, derer sie sich aus einem breiten in der Auslagen befindlichen Sortiment bedient. Doch auch diese liest sie nicht. Blättert lediglich Seite um Seite, verweilt aber kaum an für sie besonderen Stellen. Scheint aus einer beobachtenden Wahrnehmung heraus ruhelos im Blättern. Suchend? Nein. Ihr Augenlicht ist nahezu erloschen. Schemenhafte Umrisse, Konturen nur, die sie noch wahrnimmt durch die starken Brillengläser. Es erschließen sich ihr weder Bild- noch Wortbeiträge. Weder Inhalte noch Titel der Werke. Sie fühlt. Sie atmet, was Bücher über dies zu vermitteln im Stande sind. Zu vermitteln, was gegen die Welt draußen, jenseits der Bücher, steht.