Donnerstag, 23. September 2021

Vom Rauchen

Ich bin weder ein gewohnheitsgemäßer noch passionierter Raucher. Weder hat sich mir der Reiz der Zigarette, der Zigarre, noch irgendwelcher anderer Hilfsmittel des Tabakkonsums, wie beispielsweise der Tabakspfeife, je offenbart.

Nichtsdestotrotz verleugne ich nicht, dass die Rauchkultur als solches also die, die man weihe- und würdevoll zelebrierte, wenn man

sich in gehobener Gesellschaft nach dem Diner in den Rauchsalon zurückzog, einen gewissen Reiz auch auf mich ausübt. Wenn der Tabakkonsum also als Genussmittel galt, dessen man sich erfreute nach einem erlesenen Mahl oder als Ergänzung zu einem Glas Whiskey, Sherry oder was auch immer sich bot.

Auch glaube ich, dass ihm eine gewisse intellektuelle Note, meinetwegen auch ein inspiratives Moment zukam, wenn sich Schriftsteller, Dramatiker, Philosophen etc. in ihrem Denken, respektive dem Ausführen ihrer Gedanken eine Zigarette anzündeten.

Brecht, ihm diente sie als unverzichtbares Produktionsmittel, dessen Werk, so sagt man, nie diese Bedeutung erlangt hätte, hätte es die Zigarre nicht gegeben, sann darüber nach, im Zuschauerraum des Berliner Ensembles das Rauchen zu gestatten, trüge es doch erheblich zur Konzentrationsfähigkeit bei.
Dass aus all diesem irgendwann ein gewisser Nachahmungstrieb entstand, man sich also wie Thomas Mann, wie Ernest Hemingway oder ihresgleichen fühlte, wenn man mit der Zigarette in der Hand in der Bar saß, wenn man gleich James Dean mit selbiger im Mundwinkel im Cabrio in den Sonnenuntergang fuhr, die Vorgängerformen also des Marlboromans oder des einsamen Wüstenwanderers, der meilenweit für eine Camel Filter zurücklegte, ist durchaus nachvollziehbar, denn kein Charakteristikum haftet der Zigarette mehr an als Sex, Reichtum und Rebellion. 

Man muss nicht zwangsläufig sein, wen man zu geben wünscht, ob man dies nun durch einen besonderen Kleidungsstil, eben die Zigarre, ein besonderes Auto oder was auch immer man sich ans Revers heftet, versinnbildlicht. 

Zugegeben, es macht auch Spaß und nichts liegt mir ferner, als den Stab der Entrüstung über sie, über uns zu brechen.

Welche Bedeutung, bemessen an all dem oben genannten, nun aber dem batterie- oder akkubetriebene Elektronik-Nukkel zukommt, ich habe das Gerät, das vor allem Dampf produziert, der sowohl den Nutzer selbst, als auch die sich in unmittelbarer Nähe zum selben befindenden Personen einhüllt und zwar in einer Intensität, dass es einer Dampflokomotive gleichkommt, nach eigener, eigenes hierfür erdachten Wortschöpfung so genannt, hat sich mir über ein gewisses Amüsement hinaus nicht erschlossen.

Nein, diese Produkt innovativer Nutzbarkeit stellt für mich bestenfalls ein weiteres Element  in der Entwicklungskette der Dinge dar, die eine Kopie dessen sind, was sie ursprünglich waren. Vom Genuss zur Sucht. Von Warnhinweisen auf Tabakprodukten zum Mittel, das der Tabakindustrie an den Warnhinweisen und damit verbundenen rückläufigen Raucherzahlen vorbei mittelfristig die Umsätze sicher und über all dem den Konsumenten in seiner Verführbarkeit einer gewissen Lächerlichkeit preisgibt.