Jede Krise beinhaltet auch
eine Chance. So hieß es zu Beginn der Corona-Krise. So versuchte man
in der Gesellschaft über die Verhängung und Einhaltung von
Schutzmaßnahmen vor einer lebensbedrohlichen Gefahr hinaus, ein
Bewusstsein zu
erzeugen, das mit dem Zeitpunkt, da die Maßnahmen gelockert würden, weiterhin den Schutz der eigenen Person so wie der Gemeinschaft bewirken sollte. Man hätte es als Zäsur begreife können. Man hätte es als Anlass nehmen können, in sich zu gehen. Sein Verhalten zu überdenken. Darüber nachzudenken, in was für einem Wohlstand, selbst in Zeiten von Einschränkungen, wir leben, wissend, dass wir uns immer noch aus überfüllten Supermarktregalen bedienen können, die uns ihr Sortiment nahezu rund um die Uhr zum Kauf darbieten.
erzeugen, das mit dem Zeitpunkt, da die Maßnahmen gelockert würden, weiterhin den Schutz der eigenen Person so wie der Gemeinschaft bewirken sollte. Man hätte es als Zäsur begreife können. Man hätte es als Anlass nehmen können, in sich zu gehen. Sein Verhalten zu überdenken. Darüber nachzudenken, in was für einem Wohlstand, selbst in Zeiten von Einschränkungen, wir leben, wissend, dass wir uns immer noch aus überfüllten Supermarktregalen bedienen können, die uns ihr Sortiment nahezu rund um die Uhr zum Kauf darbieten.
Wir haben keine wirklichen
Einschränkungen erfahren. Erst recht keine, die unsere viel
gepriesenen, vom Gesetz verbrieften Freiheitsrechte einschränken,
die von weiten Teilen der Gesellschaft, zumeist von denen, deren
geistiger Horizont an der Wohnungstür endet, lautstark eingefordert
werden.
Was stattdessen stattfand,
war bestenfalls eine unliebsame Pause in unserem von Maßlosigkeit,
Verschwendungssucht und Dekadenz geprägten, nimmer zu befriedigenden
Konsumverhalten, das eine unmittelbare Konsequenz aus dem Streben
nach stetem Kommerz und Wachstum darstellt.
Lebensqualität ist Konsum. Ist Besitz. Ist die Möglichkeit, auswählen zu können aus einer Produktpalette, die in ihrer Vielfalt zum größten Teil aus Waren besteht, die der Mensch in diesem Umfang nicht zwangsläufig braucht. Nicht zumindest in einer Zeit, wie wir sie gegenwärtig erleben. Einer Zeit, in der es um wichtigere Dinge gehen sollte.
Lebensqualität ist Konsum. Ist Besitz. Ist die Möglichkeit, auswählen zu können aus einer Produktpalette, die in ihrer Vielfalt zum größten Teil aus Waren besteht, die der Mensch in diesem Umfang nicht zwangsläufig braucht. Nicht zumindest in einer Zeit, wie wir sie gegenwärtig erleben. Einer Zeit, in der es um wichtigere Dinge gehen sollte.
Die Chance, die diese
Krise gemäß des zitieren Sprichworts beinhaltet, haben wir
versäumt.
Aber es ist und war nicht
nur der Pöbel, der in seiner Unvernunft und seinem geistigen
Unvermögen nicht begreifen wollte, dass die Notwendigkeit dieser
Maßnahmen dringend geboten waren. Der Pöbel, der den
Verzicht auf den Besuch der Oma, zu dem man sich in normalen Zeiten
auch nur einmal im Monat herablässt, plötzlich symbolisch für
„Staatlich verordnen Hausarrest“ benannte.
Es waren auch, und hierin
liegt meine Empörung im Besonderen begründet, viele Intellektuelle,
viele Vertreter aus Kunst, Kultur und Medien, zuletzt auch der
Kirchen, die zu offenem Protest und zu konsequenter Einforderung
unserer Freiheitsrechte aufstachelten.
Was sich hier zeigt, ist in Teilen das Abbild einer von Ignoranz und Erbärmlichkeit, von Egoismus und
Verantwortungslosigkeit geprägten Gesellschaft, deren Ansinnen
offenbar einzig in der Befriedigung zuvor genannter Bedürfnisse
besteht.
Ich möchte mich eines
Satzes des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse
bedienen, der sich hinsichtlich der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag
des Kriegsendes wie folgt äußerte: „Es bedurfte dieses
totalen Zusammenbruchs, dieses ungeheuren Leids, das dem vorausging,
um die Chance, die sich draus ergab, als solche zu erkennen.“ Vielleicht bedarf es eines
erneuten Zusammenbruchs gesellschaftlicher Normen und Strukturen,
hervorgerufen durch die Bedrohung durch ein lebensbedrohliches Virus,
das imstande ist. ungeheure Opferzahlen zu fordern, damit wir
begreifen, was wir haben. Begreifen, was es zu bewahren und zu
pflegen gilt.
Auf dem Niveau, auf dem
wir vor Wochen, auf dem wir auch während der Krise standen und
stehen, weiter zu machen, wird früher oder später diesen
Zusammenbruch zur Konsequenz haben. Man muss weder wissenschaftlich
bewandert noch prophetisch veranlagt sein, die Zeichen hierfür zu
erkennen.