Menschen eines gewissen Alters, im Besonderen mag dies auf Frauen jenseits der Vollendung des 55. Lebensjahres, weiter
zugeordnet der Kategorie der Alleinstehenden, also Singlefrauen,
zutreffen, scheinen eine gewisse Affinität für Hunde zu entwickeln. Das
Alter traf sicher auf sie zu, der soziale Status der Singles ließ sich
auf den ersten Blick nicht erkennen, obschon ihre Art, sich zu gebärden,
ihre Art, sich zu kleiden, also im klassischen Hellblau/ beige, in
Form eines hellblauen Herrenoberhemdes mit darüber befindlicher
beigefarbener Baumwollweste, ergänzt durch ein modisches Basecap,
Rückschlüsse darauf zuließ. Eindeutig hingegen war ihre eingangs
erwähnte Leidenschaft für unsere vierbeinigen Freunde. An der Leine
eines ihr entgegenkommenden Passanten befand sich das Objekt ihrer
Begierde. Die Rasse des Tiers blieb mir unbekannt, sie jedoch,
kenntnisreich, unterbrach ihren forschen Gang, beugte sich ungefragt zu
dem Tier hinunter, musterte es ausdrucksvoll und wortreich, das Tier
in direkter Form ansprechend, in dem sie, nahezu in Entzücken
verfallen, das herrlich glänzende Fell, die ausgeprägte Rute, die Ohren, die Augen, den Gang analysierte und bewertete und jedes dieser Attribute mit einem seufzenden Ach garnierte.
Die
Person am anderen Ende der Leine fand kaum ihre Aufmerksamkeit, woraus
zu schließen war, dass sie diese gar nicht bemerkte. Als sie endlich abließ
von dem Tier, ihren zuvor unterbrochenen Weg wieder aufnahm, bemerkte
sie mich als stillen Beobachter dieser Szene, der wirklich unbewusst
einen analytischen Blick über ihre optischen Merkmale schweifen ließ,
was sie mit einem deutlich abfälligen und missbilligenden Kopfschütteln honorierte.