Selten wurde mir die Rohheit und Verkommenheit unserer Gesellschaft derart bewusst, wie in diesen Tagen, da ein Thema die Medienlandschaft bestimmt wie kein anderes. Das Thema des zunehmenden Flüchtlingsstromes aus den ärmsten Regionen der Erde. In sogenannten sozialen Netzwerken macht man mobil gegen die angeblich drohenden Gefahren.
Die
Argumente, mit denen hier um sich geworfen wird, geben das Bild einer
Gesellschaft wieder, zu der ich mich nicht zugehörig fühlen mag. Es
fallen Begriffe wie Schmarotzer, Urlauber auf Kosten der
Steuerzahler, Kakerlaken, Viehzeug und Schlimmeres. Landesweite
Proteste, Gewaltakte rechter Elemente. Ohnmacht und
Handlungsunfähigkeit der Staatsgewalt. Übergriffe auf Einrichtungen
und Menschen, die nichts anderes suchen als Schutz bzw. eine halbwegs
gesicherte Existenz. Ich lese Kommentare wie „Lasst sie doch
ersaufen. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.“ Es ist an
Widerlichkeit kaum zu überbieten. Dummheit, grenzenloser Egoismus,
Feindseligkeit, wie sie schlimmer kaum sein kann, machen sich breit
und nehmen beängstigende Dimensionen an. Wie moralisch verkommen
kann man sein, dass man in diesen Menschen vordergründig kriminelles
Potential sieht? „Meine Frau traut sich abends nicht mehr allein
auf die Straße“, höre ich einen Passanten in einer Ostdeutschen
Kleinstadt sagen.
Ich
will gar nicht im Abrede stellen, dass der Eine oder Andere unter
ihnen ist, der die Möglichkeit sieht, leichtes Geld zu verdienen.
Das lässt sich zur Gänze nicht ausschließen. Aber gibt das Grund,
alles zu pauschalisieren? Ich selbst wurde beschimpft und beleidigt,
als ich den Vorschlag machte, mit den Menschen zu sprechen. Sich ihre
Geschichten anzuhören. Ihnen in die Augen zu schauen und vielleicht
ein wenig sein Herz zu öffnen. Kaum einer macht sich die Mühe. Es
ist ja einfacher, mit dem Mob zu grölen, als sich einen, sofern
möglich, objektiven Eindruck zu verschaffen. Es geht hier um
Menschen. Um Mitglieder der Weltgemeinschaft. Anderen, die helfen,
wird Eigennutz und Profitdenken vorgeworfen. Der Schauspieler Till
Schweiger sei erwähnt, der sich verdient macht um eine Einrichtung,
die er finanzieren wird. Ihm sagt man selbstgerechte Eigenpropagada
nach. Dem Journalist und Nachrichtenmoderator Claus Kleber, der
dieser Tage von einem Busfahrer berichtete, der durch eine besondere
Geste den Flüchtlingen Willkommen signalisierte, wird vorgehalten,
er würde sich zwecks Steigerung seiner eigenen Popularität selbst
darstellen, als ihm während des Berichtes die Stimme brach.
Woher
kommt dieser Argwohn, dieser Hass? Aus der Angst, der unermessliche
Wohlstand, in dem wir leben, gerate in Gefahr? An was fehlt es uns
denn? Leiden wir wirklich Mangel? Besteht akute Gefahr, dass wir in
Not geraten und selbst um Hilfe ersuchen müssen? Ganz sicher
nicht!
Natürlich, es fällt auch bei uns mancher durch das soziale Netz. Problemen wie Obdachlosigkeit und anderen soziale Missstände, fehlenden Kindertagesstätten usw. begegnen wir auch in den eigenen Reihen. Menschen, die in sozialen Einrichtungen täglichen Dienst verrichten und hierfür eine, bemessen an dem was sie leisten, zu geringe Entlohnung erfahren. Mancher fühlt sich alleingelassen mit seinen Ängsten, wenn es offensichtlich wird, dass er allein seine Familie nicht mehr ernähren kann. Wenn der Partner eine Nebentätigkeit annehmen muss, um über die Runden zu kommen. Das sei alles mit eingebracht in die Diskussion. Aber dennoch denke ich, dass die Maßstäbe unseres Wohlanstandes sehr hoch angesetzt sind, bemessen an denen, die buchstäblich nichts haben.
Natürlich, es fällt auch bei uns mancher durch das soziale Netz. Problemen wie Obdachlosigkeit und anderen soziale Missstände, fehlenden Kindertagesstätten usw. begegnen wir auch in den eigenen Reihen. Menschen, die in sozialen Einrichtungen täglichen Dienst verrichten und hierfür eine, bemessen an dem was sie leisten, zu geringe Entlohnung erfahren. Mancher fühlt sich alleingelassen mit seinen Ängsten, wenn es offensichtlich wird, dass er allein seine Familie nicht mehr ernähren kann. Wenn der Partner eine Nebentätigkeit annehmen muss, um über die Runden zu kommen. Das sei alles mit eingebracht in die Diskussion. Aber dennoch denke ich, dass die Maßstäbe unseres Wohlanstandes sehr hoch angesetzt sind, bemessen an denen, die buchstäblich nichts haben.
Ich
denke, es ist notwendig, global zu denken, um hierfür Verständnis
zu erlangen. Ich lese Argumente wie, wovor flüchten sie denn? Die
Frage ist nicht schwer zu beantworten. Vor Gewalt, vor Korruption,
vor Waffen, die nicht zuletzt in deutschen Waffenschmieden produziert
werden. Vor unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu Hungerlöhnen in
Fabriken, die auch dem deutschen Groß- und Einzelhandel zuarbeiten.
Luxusgüter, die zu Billigstlöhnen produziert werden, um hier auf
dem silbernen Tablett zum Kauf angeboten zu werden. Grenzenloser
Konsumwahn.
Und
im Fernsehen sehen diese Menschen dann den Wohlstand, den sie durch
ihrer Hände Arbeit mit produzieren, an dem sie jedoch nicht
teilhaben dürfen. Wollen wir es ihnen da verdenken, wenn sie ihren
Teil daran einfordern? Die Stimme oder die Hand gegen sie zu erheben
ist sicher nicht die Lösung, die zu einer nachhaltigen Befriedung
führt. Ich wünsche mir einfach ein wenig mehr Menschlichkeit, denn
nichts was wir unser nennen, ist wirklich sicher. Wir haben es in der
Geschichte unseres eigenen Landes erlebt. Drei Generationen liegt sie
zurück, die Zweitauflage der Urkatastrophe des 20 Jh.
Millionen
Menschen auf der Flucht. Hunger und Elend, Tod und Verderben.
Es war nicht zuletzt internationaler Hilfe zu verdanken, dass dieses Land nach 1945 wieder auf die Beine kam.
Es war nicht zuletzt internationaler Hilfe zu verdanken, dass dieses Land nach 1945 wieder auf die Beine kam.