Sie
werden weniger, die Zeitzeugen des dunkelsten Kapitels deutscher
Geschichte. Die, die aus erster Hand berichten konnten, was sie
erlebten, was sie erleiden mussten. Die, die Zeugnis ablegten von den
Ereignissen, denen wir heute nur zu oft mit Worten wie - Wir haben
genug von all dem - entgegentreten.
Es ist richtig. Wir alle wissen was geschah. Haben uns mit den Hintergründen, den Tätern, den Opfern zur Genüge auseinandersetzen müssen. Kaum ein Tag vergeht, der uns nicht durch Medienmeldungen und Bilder an das erinnert, was vor 75 Jahren begann, um sechs Jahre darauf den folgenden Generationen einen verwundeten, ausgebluteten Kontinent zu hinterlassen.
Doch hinter nüchternen Zahlen, Fakten, Berichten und Fotos, stehen oft Einzelschicksale, die das, was geschah, nicht aus der Distanz eines Historikers erlebten. Es sind Betroffene, die berichten, sei es in Form von Erzählungen und Erinnerungen, wenn sie noch unter uns leben. Sei es in Form von Dokumenten und Briefen, die geschrieben wurden unter z.T. denkbar unmenschlichen Bedingungen, in Feuerpausen oder dem unmittelbaren Einfluss von Kälte, Hunger und Todesangst.
Menschen, die Tag für Tag Tod und Verderben in die Augen sahen. Die mit der Euphorie, vermittelt durch einen von krankhaften Ideologien getriebenen Machtapparat in den Kampf zogen und alsbald feststellen mussten, dass es hier nicht um Abenteuer ging.
Von einem, der teilnahm an dieser Zweitauflage der Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts, berichtet das nun von der Autorin Ingrid Wilke-Bury vorgelegte Buch „Feldpost“, das kürzlich im Tigra-Verlang erschien.
Durch einen Zufall fiel der Autorin, selbst Jahrgang 1940, auf dem Dachboden ihres Elternhauses ein Koffer mit Briefen in die Hände. Briefe ihres Vaters Rudolf Bury an seine Frau.
Briefe aus dem Krieg, anhand welcher sich uns ein feinmaschiges, nicht nur konturenhaftes oder schemenhaftes Bild des Kriegsalltags, kaleidoskopartig von Beginn der Mobilmachung im Herbst 1939 bis zum Zusammenbruch, den Monaten der Gefangenschaft und der doch glücklichen Heimkehr im Sommer 1945, erschließt.
Das von der Autorin in liebevoller Sorgfalt aus einem Konglomerat von über 1000 Dokumenten zusammengestellte und in chronologischer Reihenfolge abgefasste Werk vermittel dem Leser ein Bild, das sich zunächst durch eine enorme Beobachtungsgabe, kombiniert mit einem nahezu poetischen Schreibstil ihres Vaters, auszeichnet.
Ausgefeilt und detailgetreu, selbstironisch und pointiert zum Teil, stark emotional doch nie zu sentimental werden Szenen und Stimmungen beschrieben, die uns teilhaben lassen an den Erlebnissen eines Soldaten, Ehemanns und Vaters fern der Heimat. Voller Sorge um die daheim Wartenden. Um die geliebte Ehefrau und die soeben erst zur Welt gekommene Tochter, die er während eines Fronturlaubs das erste Mal im Arm halten darf.
Aber nicht nur der Kriegsalltag wird zum Thema seiner Briefe.
Während seines ersten Einsatzortes in Norwegen und gegen Kriegsende an der Ostfront gehen Burys Beschreibungen über landschaftliche Impressionen, über Schilderungen von Alltäglichkeiten und Skurrilitäten bei der Zivilbevölkerung, über charakterliche Stärken und Schwächen der Kameraden, über authentische Beschreibung von Angst und Not, auch und immer wieder mit der Präzision eines Buchhalters bis hin zur generalstabsmäßigen Darstellung der Gesamtsituation und zu Prognosen und Mutmaßungen über den Kriegsverlauf.
All dies zeichnet das Bild eines Menschen, der fühlte, der liebte, der von Ängsten geplagt war und sich an Hoffnungen klammerte, dessen Zukunft ungewiss war, und dessen Gegenwart ihm tagtäglich vor Augen führte, wie endlich das Leben ist.
„Meine Welt ist eine andere geworden.“ Dieses Zitat, das Wilke-Bury auf den Einband unter den Titel gesetzt hat, und das mir nach der Lektüre des Buches wie eine in Stein gemeißelte, mahnende These erscheint, sollte uns nachdenklich stimmen
Es ist richtig. Wir alle wissen was geschah. Haben uns mit den Hintergründen, den Tätern, den Opfern zur Genüge auseinandersetzen müssen. Kaum ein Tag vergeht, der uns nicht durch Medienmeldungen und Bilder an das erinnert, was vor 75 Jahren begann, um sechs Jahre darauf den folgenden Generationen einen verwundeten, ausgebluteten Kontinent zu hinterlassen.
Doch hinter nüchternen Zahlen, Fakten, Berichten und Fotos, stehen oft Einzelschicksale, die das, was geschah, nicht aus der Distanz eines Historikers erlebten. Es sind Betroffene, die berichten, sei es in Form von Erzählungen und Erinnerungen, wenn sie noch unter uns leben. Sei es in Form von Dokumenten und Briefen, die geschrieben wurden unter z.T. denkbar unmenschlichen Bedingungen, in Feuerpausen oder dem unmittelbaren Einfluss von Kälte, Hunger und Todesangst.
Menschen, die Tag für Tag Tod und Verderben in die Augen sahen. Die mit der Euphorie, vermittelt durch einen von krankhaften Ideologien getriebenen Machtapparat in den Kampf zogen und alsbald feststellen mussten, dass es hier nicht um Abenteuer ging.
Von einem, der teilnahm an dieser Zweitauflage der Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts, berichtet das nun von der Autorin Ingrid Wilke-Bury vorgelegte Buch „Feldpost“, das kürzlich im Tigra-Verlang erschien.
Durch einen Zufall fiel der Autorin, selbst Jahrgang 1940, auf dem Dachboden ihres Elternhauses ein Koffer mit Briefen in die Hände. Briefe ihres Vaters Rudolf Bury an seine Frau.
Briefe aus dem Krieg, anhand welcher sich uns ein feinmaschiges, nicht nur konturenhaftes oder schemenhaftes Bild des Kriegsalltags, kaleidoskopartig von Beginn der Mobilmachung im Herbst 1939 bis zum Zusammenbruch, den Monaten der Gefangenschaft und der doch glücklichen Heimkehr im Sommer 1945, erschließt.
Das von der Autorin in liebevoller Sorgfalt aus einem Konglomerat von über 1000 Dokumenten zusammengestellte und in chronologischer Reihenfolge abgefasste Werk vermittel dem Leser ein Bild, das sich zunächst durch eine enorme Beobachtungsgabe, kombiniert mit einem nahezu poetischen Schreibstil ihres Vaters, auszeichnet.
Ausgefeilt und detailgetreu, selbstironisch und pointiert zum Teil, stark emotional doch nie zu sentimental werden Szenen und Stimmungen beschrieben, die uns teilhaben lassen an den Erlebnissen eines Soldaten, Ehemanns und Vaters fern der Heimat. Voller Sorge um die daheim Wartenden. Um die geliebte Ehefrau und die soeben erst zur Welt gekommene Tochter, die er während eines Fronturlaubs das erste Mal im Arm halten darf.
Aber nicht nur der Kriegsalltag wird zum Thema seiner Briefe.
Während seines ersten Einsatzortes in Norwegen und gegen Kriegsende an der Ostfront gehen Burys Beschreibungen über landschaftliche Impressionen, über Schilderungen von Alltäglichkeiten und Skurrilitäten bei der Zivilbevölkerung, über charakterliche Stärken und Schwächen der Kameraden, über authentische Beschreibung von Angst und Not, auch und immer wieder mit der Präzision eines Buchhalters bis hin zur generalstabsmäßigen Darstellung der Gesamtsituation und zu Prognosen und Mutmaßungen über den Kriegsverlauf.
All dies zeichnet das Bild eines Menschen, der fühlte, der liebte, der von Ängsten geplagt war und sich an Hoffnungen klammerte, dessen Zukunft ungewiss war, und dessen Gegenwart ihm tagtäglich vor Augen führte, wie endlich das Leben ist.
„Meine Welt ist eine andere geworden.“ Dieses Zitat, das Wilke-Bury auf den Einband unter den Titel gesetzt hat, und das mir nach der Lektüre des Buches wie eine in Stein gemeißelte, mahnende These erscheint, sollte uns nachdenklich stimmen