Donnerstag, 25. Juni 2020

Vom Ende allen Seins

Vor einigen Jahren sah ich einen Spielfilm, dessen ich mich dieser Tage oft erinnere: „Melancholia“ inszeniert vom dänischen Regisseur Lars von Trier. Es geht um das Ende. Das Ende der Zivilisation, der Menschheit, das Ende dieses Planeten, hervorgerufen durch einen Meteoriteneinschlag bisher nie dagewesener Dimension.
Nichts, dass man nicht aus unzähligen Science Fiction Epen, finstersten Dystopien oder anderen phantasievollen Darstellungen eines möglichen Endes allen Seins kennt. Meist endet es positiv für die Menschheit. Meist wendet ein Team ehrgeiziger, todesverachtender Wissenschaftler das Schlimmste ab und alles bleibt beim alten.
Nicht so in dieser Geschichte. Im Mittelpunkt der Erzählung steht zunächst weniger das kommende, unabwendbare Geschehen, als eine illustre, das Leben feiernde Hochzeitsgesellschaft, die sich in Vorbereitung auf das bevorstehende Fest befindet. Eine sorglose Gesellschaft in ausgelassener Feierstimmung. Man genießt seinen Wohlstand in Form eines pompösen Landsitzes. Genießt den Überfluss, die Verschwendung, den Luxus, der es an nichts fehlen lässt. Die Stimmung, erwartungsfroh und ausgelassen. Lediglich ein Mitglied der Familie, die Schwester der Braut, nimmt sich aus. Sie wirkt ein wenig verschroben, verträumt, visionär. Während die Anwesenden für den Betrachter das Synonym für eine Gesellschaft, der jedes Maß für Verhältnismäßigkeit längst abhandengekommen ist, darstellen, scheint sie als einzige das Unvermeidliche zu erahnen, was seinerseits zur Belustigung der übrigen Gäste beiträgt.
Es vergehen Stunden, Tage. Was zunächst kaum wahrnehmbar als Phänomen am Himmel erscheint, später dann eine gewisse Faszination bei denen, die den sich nähernden Himmelskörper bemerken, gereicht, wächst bald, von den meisten Gästen jedoch weiterhin kaum Beachtung findend, zu einer existentiellen Gefahr an, die ein Entrinnen unmöglich macht.
In der mit poetischer Bildsprache, vordergründig nach philosophischen Merkmalen erzählten Geschichte, wird hier nicht die Frage gestellt, wie kann man die Katastrophe abwenden? Die Frage, mit der der Betrachter am Ende der Geschichte zurückgelassenen wird, lautet: Hat die Menschheit es verdient, gerettet zu werden?