Dienstag, 10. Dezember 2019

Gedanken über die Verhältnismäßigkeit der Mittel:


Maschinenpistolen auf festungsartig verbarrikadierten Weihnachtsmärkten, zum Schutz vor... Ja, wovor eigentlich?

Wer garantiert mir, dass nicht gerade dieser bis an die Zähne bewaffnete Beamte in martialisch-kriegerischer Pose kein psychisch labiler Charakter ist, der, angesichts des Umstandes, dass er gerade von seiner Frau verlassen wurde, den Kopf verliert? Wer garantiert mir, dass er nicht von irgendeinem amoklaufenden Psychopathen überwältigt wird und gerade somit, also durch die Gefahr der durch ihn in der Öffentlichkeit getragen Waffe, einer Waffe, die innerhalb weniger Sekunden eine Vielzahl von Passanten töten könnte, ein Massaker verursacht?

Und selbst im Falle einer akkuten Gefahr. Was würde geschehen, wenn diese Waffe zum Einsatz käme? Menschenmassen drängen sich durch die Gänge, vor den Buden und Fahrgeschäften. Mit so einem Waffe ist es kaum möglich, einen gezielten Schuss in Richtung eines etwaigen Aggressors abzugeben.

Mit Verhältnismäßigkeit der Mittel meine ich folgendes Rechenexempel: es gibt ca. 3000 Weihnachtsmärkte in Deutschland, die, lt. einer im Kölner Stadtanzeiger veröffentlichtenen Statistik aus 2018, von rund 270 Millionen Menschen jährlich besucht werden. 2016 ereignete sich das tragische Unglück am Breitscheitplatz in Berlin, bei dem 12 Menschen ums Leben kamen. Drei Jahre sind seither vergangen. Wir sprechen also von einer Zahl von rund 800 Millionen Besucher, also 10% der Weltbevölkerung, gegen 12 beklagenswerte Opfer, die noch am Leben wären, hätte man...
Nein, man hätte es nicht verhindern können. Nicht zum Zeitpunkt der Tat: nicht unmittelbar vor diesem furchtbaren Ereignis.
Aus diesem Verhältnis wird eine Bedrohungslage durch eine angeblich immerwährende, unkalkulierbare Gefahr von Seiten fremder Religionen oder ethnischer Minderheiten, konstruiert, die dem friedlichen Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft alles andere als förderlich ist. Eine konstruierte Bedrohungslage, die fruchtbaren Boden bietet, auf dem vor allem die Dummheit gedeiht. Die Dummheit in Form von Hetzpropaganda geistiger unterprivilegiert Ideologen und ihrer Entourage, die unverhohlen und hemmungslos völkisch nationalen Ungeist beschwören.

Die Gefahr jedoch, durch die ein friedliches Zusammenleben bedroht ist, besteht nicht in Zuwanderung von Menschen fremder Nationen und Kulturen. Sie besteht vordergründig im geistigen Unvermögen, ob nun in Form religiös-fundamentalistischer Verblendung, in Form willfährigen Gehorsams angesichts
gezielt eingesetzter Manipulation durch politische und wirtschaftliche Kräfte. Sie besteht in Maßlosigkeit und Gier. Besteht im Drang nach Befriedigung niederer Bedürfnisse, des um jeden Preis haben Wollens, und der Verleugnung jeden Maßes an Menschlichkeit jenseits des eigenen beschränkten Horizonts.

Vor diesen Gefahren schützen keine noch so hochgerüstete Einsatzkräfte. Vor diesen Gefahren können nur wir selbst, als angeblich vernunftbegabte Gattung, uns schützen, indem wir selber Denken, statt denken zu lassen.