Samstag, 6. Juli 2019

Gedanken eines Kaffeehaus Gastes

Im Alter von knapp 57 Jahren, angesichts auch des Umstandes, dass er, der Tod, um den es hier gehen soll, bereits den ein oder anderen Weggefährten ereilt hat, mache ich mir doch immer mal wieder Gedanken über meine persönlich bevorzugte Weise ihn zu empfangen. Freilich hoffe ich, dass er es denn nicht allzu eilig hat im Bestreben meiner Gesellschaft. Wenn es sich dann aber doch nicht mehr vermeiden lässt, würde ich ihn gern im Kaffeehaus, nach reichlichem Konsum jenes schwarzen Gebräus, nachdem diese Institution benannt ist, und dem ich zu Lebzeiten so zugetan war, empfangen.

Auch das Theater, dem, ich kann es so sagen, zweitliebsten Aufenthaltsort meines irdischen Daseins, hielt ich für geeignet, die Bühne des Diesseits zu verlassen. Hinzukommt, dass diese Variante meinem Hang zur Dramatik doch sehr in die Hände spielt. Vielleicht auch der Befriedigung einer gewisses Eitelkeit, auf diese Weise doch noch in die Feuilletons der Tagespresse zu gelangen, deren Lektüre eine weitere Leidenschaft meines Lebens darstellte.

Die denkbar unangemessenste Weise meines Dahinscheidens bestünde allerdings in der zwangsweisen Ergebenheit pflegender Hände in einem sterilen Krankenzimmer, unmittelbar gefolgt vom Tod, der sich während oder nach Verrichtung körperlichen Anstrengung, also unmittelbar im Schlaf, also im Zustande der Erschöpfung durch getane Arbeit, einstellte.

Was bleibt mir also übrig, verbleibende Lebenszeit auch weiterhin in gewohnter Nichtbeschäftigung im Kaffeehaus zuzubringen, um größtmöglichen dramaturgischen Einfluss auf diesen letzten Akt ausüben zu können