Dienstag, 30. April 2019

Blüten des Fritz Bauer-Kultes

Kritik am Artikel:FAZ vom 22.03.2019

Zum Vergrößern, bitte anklicken.

18 Jahre Frieden in Deutschland. Im geteilten Deutschland. Die Wirtschaft wächst. Man leistet sich wieder etwas. Man ist wieder wer. An die Ereignisse der Vergangenheit mag man sich nur ungern erinnern. Gewusst hat sowieso niemand etwas. An Aufarbeitung der jüngsten Geschichte, die von Historikern später als Zivilisationsbruch bezeichnet wird, denkt niemand. Gäbe es da nicht einen Mann, der den Finger in die unter der Oberfläche eiternden Wunden legt. Einen Mann, dem nicht genug Ehre zu Teil werden kann. Einen Mann, der entgegen aller Widerstände von höchster Stelle der Adenauer Regierung, der so sehr an der Verjährung der schlimmsten Verbrechen derer eine Nation sich schuldig machen konnte, die in ihren Reihen nicht wenige namhafte Größen der NS-Diktatur, zu nennen nur Hans Globke oder Reinhard Gehlen duldete, doch auch von Seiten der Bevölkerung die sich längst eingerichtet hat in einem Trugbild von von Zuckerwatte und Urlaub an der Adria, während zehntausenden Überlebenden der, lt eines Artikels des Tagesspiegel vom 03.03.2013, 4200 Konzerationslagern allein auf deutschen Boden, auf Sühne hofften, ein Zeichen setzt.

Dieser Mann, Fritz Bauer, sein Engagement, sein unermüdliches Bemühen um Recht und Gerechtigkeit, wird in einem Artikel der FAZ vom 22.03.2019 auf eine derart perfide Art und Weise verunglimpft, dass die allein angemessene Reaktion hierauf nur Empörung sein kann. Der Autor des Artikels spricht von Überhöhung des Namens. Wenn er zu Beginn seines Artikels auch davon spricht, dass Bauer dies nicht nötig hätte, wenn er auch die Tragweite des Schaffens dieses Mannes im positiven Sinne erwähnt, so grenzen seine weiteren Ausführungen doch an Spott. Zitat: „Ein Höhepunkt dieser erzählerischen Zuspitzung ist nur die Verleihung des Awards for Ethical Leaderspip...“ Weiter spricht er dem Widerstand, dem Bauer sich in seiner Arbeit ausgesetzt sah, die Glaubwürdigkeit ab, führt er Bauers Verdienste um die Verhaftung Adolf Eichmanns adabsurdum. Und als wäre dies nicht genug, stellt er die Ereignisse um Fritz Bauer als ein Heldenepos dar, dem die Realität in keiner Weise entspricht.

Dieser Artikel fällt in eine Zeit, in der wir machtlos ertragen müssen, wie rechte Kräfte in der Gesellschaft ihren Platz behaupten. Wie sie die Auswüchse einer augenscheinlich krankhaften Weltanschauung mittels faschistoider Rhetorik in den Parlamenten dieses Landes verbreiten. Wie die, bei denen ihr Gift längst Wirkung zeigt, auf öffentlichen Kundgebungen, in sozialen Netzwerken und anderenorts, offen zu Hetzte, Rohheit und tätiger Gewalt aufrufen. Jede Form des Widerstands, jedes Gegenargument wird mit Hohn und Spott belegt. Berichterstattung der Medien als Lügenpresse diffamiert. Bild- und Videomaterial, das Gewaltexzesse, Hetzjagden gegen ethnische Minderheiten, zeigt, zu nennen sind hier die Auswüchse in Chemnitz, Freital, und anderen Orten, wird als manipuliert und als antifaschistischer Propaganda bezeichnet. Antifaschismus, Gutmenschentum sind wieder Schimpfworte.

Im Bundestag, dem Ort, der als Symbol auch für das steht, was die europäische Zivilisation in den Abgrund führte, wird von ihnen gemahnt, das Andenken an die Verdienste der Wehrmacht im 2. Weltkrieg zu wahren. Wird eine deutliche Umkehr in der Erinnerungskultur an die 50 Millionen Toten des Krieges, insbesondere die Opfer der Vernichtungsmaschinerie in den Lagern, verlangt.

Und die Presse trägt mit derartigen Artikeln hierzu bei. Es ist beschämend, wenn nicht erbärmlich und widerwärtig.